Dionys im Wein­mond: Bauern­regeln und Los­tage für den Oktober

Im Weinmond „Gilbhart“ hat ein Heiliger einen fragwürdigen Lebenswandel und aus elf Jungfrauen werden elftausend. Ihre Tage verraten, wie das Wetter wird.

Oktoberlaub am Baum, fehlt ein strenger Winter kaum.

Im „Weinmond“ Oktober werden Kohl, Rüben und Äpfel geerntet. Die Tiere bekommen ihr Winter­fell, und die Zeiger­pflan­zen des phäno­logischen Kalenders verlieren ihre Blätter. Das Wetter an den Lostagen verrät, ob der Winter hart und lang oder freundlich und kurz wird.

Tipp: Bauernregeln und Lostage
Bauernregeln & Lostage Aus der Beobachtung natürlicher Erscheinungen entstanden Bauernregeln und Sprichwörter: "Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer", "wenn die Esche blüht, gibt es keinen Frost mehr", und "wenn die Bienen ihre Stöcke früh verkitten, kommt bald ein strenger Winter".
Auch wenn manches davon abergläubisch klingen mag, so steckt doch in vielem mehr als ein Funken Wahrheit, denn Bauernregeln entstanden auf der Basis jahrelanger, genauer Natur-beobachtung. Viele dieser Bauernregeln sind an "Lostage" geknüpft – Tage, die erfahrungsgemäß eine stabile Wetterlage bringen.
In unserem Libellius-Magazin finden Sie die wichtigsten Lostage für das ganze Jahr, kurze Biographien der Heiligen, welche den Lostagen ihren Namen geben, und eine Auswahl von Bauernregeln.

1. Oktober, Remigius

Der Heilige Remigius war der Bischof, der am Weihnachtstag 497, 498 oder 499 den Mero­win­ger­könig Chlodwig I. und dreitausend sei­ner frän­kischen Landsleute getauft haben soll. Der „Apostel der Franken“ starb im hohen Alter von sechsundneunzig Jahren und wurde später heilig gesprochen.

  • Regen an Sankt Remigius bringt den ganzen Monat Verdruss.

2. Oktober, Leodegar

Leodegar war ein fränkischer Bischof, der ohne viel Federlesens und mit fragwürdigen Methoden versuchte, Macht und Ansehen zu gewinnen. Im Jahre 674 wurde Leodegar von seinem politischen Gegenspieler gefangen genommen, mit einem Bohrer ge­blen­det und seiner Zunge entledigt. Als Leodegar dennoch weiterpredigte und sich an dem Verstümmelten allerlei Wunder zeigten, wurde der Ränkeschmied trotz seines wenig heiligen Lebenswandels heilig gesprochen.

  • Fällt das Laub auf Leodegar, so ist das nächste ein fruchtbar Jahr.

9. Oktober, Dionysius (Denis, Dionys)

Oktobersonne, Winzers Wonne.

Dionysius’ Berufung zum ersten Bischof von Paris missfiel dem römischen Gouverneur dermaßen, dass er ihn enthaupten ließ. Der Legende nach soll Dionysius seinen ab­ge­schla­genen Kopf aufgenommen, am Brunnen gewaschen und sechs Kilometer gen Nor­den getragen haben. Etwas makaber wird der Heilige, der zu den vierzehn Not­hel­fern gehört, unter anderem gegen Kopfschmerzen angerufen. Mit Dionysos, dem grie­chi­schen Gott des Weines, hat Dionysius nichts zu tun.

  • Regnet’s an Sankt Dionys, wird der Winter nass gewiss.

15. Oktober, Theresia

„Ich bin ein Weib und obendrein kein gutes“, soll die Heilige Teresa von Ávila von sich selbst gesagt haben. Vielleicht gilt sie wegen dieser Bereitschaft zur Selbsterkenntnis als Mystikerin unerreichter Tiefe.

  • Zu Theres’ beginnt die Weinles’.

16. Oktober, Gallus

Auf St.-Gallen-Tag muss jeder Apfel in seinen Sack.

Der Heilige St. Gallus war ein Schweizer Wandermönch und Missionar. Er gründete die Stadt St. Gallen und brachte ihr auch den Bären als Wappentier: Einer Legende zufolge soll Gallus mit wenigen Worten einen Bären gefügig und gehorsam gemacht haben.

  • Gießt St. Gallus wie ein Fass, wird der nächste Sommer nass, ist er trocken, folgt vom Sommer noch ein Brocken.
  • St. Gallus lässt den Schnee fallen, treibt die Kuh in den Stall und die Äpfel in den Sack.
  • Ist St. Gall’ trocken, folgt ein Sommer mit nassen Socken.
  • Auf St. Galles soll daheim sein alles.
  • Wenn Gallus kommt, hau ab den Kohl, er schmeckt im Winter trefflich wohl.

18. Oktober, Lukas

Der Heilige Lukas gilt als Verfasser des Lukasevangeliums und der Apostelgeschichte. Gelegentlich wird Lukas als Jünger Jesu bezeichnet; doch im Prolog des Lukas­evan­ge­liums bezeichnet sich Lukas eindeutig nicht als Augenzeugen. Sein Kopf wird als Reliquie verehrt – die Hälfte davon befindet sich seit 1562 in Padua, die andere seit 1354 in Prag. Anhand des genetischen Fingerabdrucks wurde festgestellt, dass beide Schädelhälften zu einer Person gehören und in etwa zweitausend Jahre alt sind.

  • Wer an Lukas Roggen streut, es im Jahr darauf nicht bereut.
  • Um St. Lukastag soll das Korn schon in die Stoppeln gesät sein.
  • Ist St. Lukas mild und warm, kommt ein Winter, dass Gott erbarm.

21. Oktober, Ursula

Die Heilige Ursula soll mit elftausend Jungfrauen nach Rom gepilgert sein. In Köln wur­den aber alle Pilger von den Hunnen getötet – auch Ursula, die lieber starb, als dem Hun­nen­prinzen zu heiraten. Als im 12. Jahrhundert vor den Toren Kölns ein Gräberfeld aus­ge­gra­ben wurde, verkaufte man die Knochen als Reliquien jener Jungfrauen, deren be­acht­liche Zahl wohl auf einem Übersetzungsfehler beruht – ursprünglich soll nur von elf Jungfrauen die Rede gewesen sein. Ursulas Lebensgeschichte ist nicht durch glaub­wür­dige Quellen bestätigt; sie gilt heute als reine Legendenfigur.

  • Ursula bringt’s Kraut herein, sonst schneien Simon und Juda rein.
  • Wie St.-Ursula-Tag anfängt, soll der Winter beschaffen sein.
  • Lacht Ursula der Sonnenschein, wird wenig Schnee am Christfest sein.

23. Oktober, Severin

Obwohl Severin der bekannteste Bischof Kölns war, ist über sein Leben nur wenig bekannt. Er wird bei Trockenheit um Regen gebeten und soll gegen Unglück helfen können.

  • Wenn’s St. Severin gefällt, bringt er mit die erste Kält’.

25. Oktober, Krispin (Crispinus und Crispinianus)

Viel Nebel im Oktober, viel Schnee im Winter.

Crispinus und Crispinianus, Brüder aus vornehmer römischer Familie, waren der Le­gende nach Schuhmacher, die kostenlos Schuhe für die Armen fertigten. Weil sie ih­rem christlichen Glauben nicht entsagen wollten, ließ man ihnen glühende Ahlen unter die Nägel stecken, sie mit flüssigem Blei übergießen und auf andere fantasievolle Weise quälen. Sie starben den Märtyrertod.

  • Mit Krispin sind alle Fliegen dahin.

28. Oktober, Simon und Judas

Simon Zelotes war ein Jünger und enger Verwandter Jesu. Auch Judas Thaddäus war einer von Christi Jüngern – mit dem Verräter Judas Iskariot hat er nur den Namen ge­mein. Simon und Judas gingen nach Jesu Auferstehung gemeinsam nach Baby­lo­nien und Persien, um das Evangelium zu predigen. Beide wurden dafür hin­ge­rich­tet und starben als Mätyrer.

  • Simon und Juda, ja die zwei, führen oft Schnee herbei.
  • Wenn Simon Judä schaut, so pflanze Bäume, schneide Kraut.
  • Wer Weizen sät am Simonstage, dem trägt er gold’ne Ähren ohne Frage.

31. Oktober, Wolfgang

Der Heilige Wolfgang war Missionar und Bischof von Regensburg. 975 gründete er eine Domschule mit Chor, aus dem die heutigen „Regensburger Domspatzen“ ent­stan­den. Wolfgang bemühte sich zeit seines Lebens um Reformen innerhalb der Kirche.

  • St. Wolfgang Regen, verspricht ein Jahr voll Segen.
  • Regen am Sankt-Wolfgangs-Tag, gut für das nächste Jahr sein mag.

Hier geht’s weiter zu den Bauernregeln und Lostagen im Januar, Februar, März, April, Mai, Juni, Juli, August, September, November und Dezember.

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