Ein Teufel, der über seinen Pferdefuß stolperte, ein höllisch gerissener Kirchenmann und ein Liebesbriefträger erklären, warum Hufeisen Glück bringen.
Der englische Prälat Dunstan, späterer Bischof von Canterbury und ein begnadeter Schmied, staunte nicht schlecht, als eines Tages der Teufel höchstpersönlich vor seiner Tür stand und ihn höflich bat, ihm für seinen Pferdefuß ein Hufeisen zu schmieden. Der Kirchenmann bat den Abgesandten der Hölle in seine Schmiede, band ihn am Amboss fest und nutzte die Gunst des Augenblicks um statt eines Hufeisens das Glück zu schmieden.
Mit dem Schmiedehammer drosch der Kirchenmann auf den Teufel ein und verpasste ihm eine höllische Abreibung, so lange, bis der Höllenfürst um Gnade winselte. Der findige Prälat versprach ihn loszubinden, sofern der Teufel im Gegenzug verspreche, niemals mehr an einen Platz zu gehen, an dem ein Hufeisen hängte. Der Gehörnte schwor, und seither sind Hufeisenbesitzer vor Unbill geschützt.
Noch vier weitere Theorien, warum ein Hufeisen Glück bringt
Eine andere Erklärung für die glücksbringende Kraft des Hufeisens ist weniger lyrisch, dafür aber glaubwürdiger: Pferde waren wertvoll, hoch geachtet und galten als Symbol für Stärke und Kraft. Doch die edlen Tiere hatten eine Schwachstelle – ihre Hufe. Es war zum Haareraufen. Da hatte man ein kraftvolles, schnelles Ross, und kaum hatte man es ein paar hundert Kilometer übers Felsgestein traben lassen, lahmte es und konnte nicht mehr eingesetzt werden. Ganze Feldzüge scheiterten an solchen Kinkerlitzchen.
Erst die Erfindung des Hufeisens machte es möglich, das Pferd zu einem „haltbareren“ lebendigen Motor zu machen. Das Hufeisen revolutionierte das Transportwesen und die Kriegsführung. Das kleine halbmondförmige Ding war in der Lage, ein starkes Reitpferd zu schützen – um wie viel mehr musste es da in der Lage sein, einen Menschen zu schützen?
Die Schutzwirkung wurde noch verstärkt, denn auch dem Material Eisen wurden Zauberkräfte nachgesagt. Es hieß, Eisen mache unverwundbar – was, wenn man sich die schweren Rüstungen von Turnierrittern ansieht, so abwegig nicht ist. Geschmiedetes, im Feuer gebändigtes Eisen sollte zudem böse Geister, Unfälle, Feuersbrünste und Naturkatastrophen abwehren.
Einer dritten Theorie zufolge bringen Hufeisen Glück, weil Pferde früher die Post und damit die zahllosen, glückseligstimmenden Liebesbriefe überbrachten. Eine vierte Theorie besagt, ein gefundenes Hufeisen stamme immer von einem Pferd aus der Wilden Jagd, jenem Geisterzug, der in den Raunächten und manchmal während starken Unwettern über den Himmel zog. Vor eben den Geistern, von denen es stammte, sollte das Eisen auch schützen. Die fünfte Theorie besagt, ein Hufeisen bringe Glück, weil es der aufgehenden Mondsichel ähnle. Warum diese Ähnlichkeit Glück bringen soll wird nicht erklärt. Dank der Halbmondform sollte ein übers Bett genageltes Hufeisen aber auf alle Fälle in der Lage sein, Mondsucht zu heilen.
Egal, ob mit der Öffnung nach oben oder nach unten – ein Hufeisen hängt immer richtig
Wie das Hufeisen zu hängen hat, dafür gab und gibt es unterschiedliche Empfehlungen. Noch im Mittelalter zeigten die Spitzen und die Öffnung nach unten. Hintergrund war der Glaube an die Macht des Eisens selbst: Der Teufel und all seine Heerscharen sollten nicht imstande sein, unter einem Eisenbogen hindurchzugehen, und sei dieser noch so klein. Mit der Öffnung nach unten über Türen und Kaminen angebracht, sollte das Hufeisen zudem vor Blitzschlag schützen.
Am Schiffsmast befestigt garantierte ein Hufeisen die sichere Fahrt; am Türsturz aufgehängt verwehrte es Fremden und Gesindel den Zutritt. Auf einem Nagel über der Tür aufgehängt soll das Hufeisen dem Teufel auf den Kopf fallen, sollte dieser es trotz seines Schwurs wagen, in Menschengestalt ins Haus einzudringen. Die Öffnung nach unten ermöglichte es dem Glück außerdem, herauszufließen und sich zu verteilen.
Andersherum aufgehängte Eisen galten lange als Teufelswerk, weil die aufragenden Eisenschenkel an Teufelshörner erinnerten. Dann erfolgte eine Umdeutung: Das nach oben offene Eisen symbolisierte einen Brunnen, in dem das Glück gefangen wurde. Wer sich nicht ganz sicher war, nagelte einfach zwei Hufeisen nebeneinander – einmal mit der Öffnung nach oben, einmal mit dem Bogen nach oben. Oder er nahm die Öffnung nach rechts – das so entstandene C stand dann für Christus und garantierte dessen Schutz.
Nur ungesucht gefundene Hufeisen bringen Glück
Unabhängig davon, wie ein Hufeisen aufgehängt wird – es bringt nur Glück, wenn es gefunden wird. Sind noch mindestens drei Nägel im Eisen, so gilt das als besonders glückliche Fügung. Auch dafür gibt es eine Erklärung: Zu Zeiten, als nur Adelige und Reiche sich Pferde leisten konnten, sollen Gold- und Silbernägel zum Befestigen der Hufeisen verwendet worden sein. Ging ein solcherart befestigtes Hufeisen verloren, sandten die Edelleute Suchtrupps aus. Wer immer das Eisen fand und seinem Besitzer zurückbrachte, durfte als Finderlohn einen der wertvollen Nägel erwarten.
Streng genommen bringen aber nur „ungesucht gefundene“ Hufeisen Glück. So will es der Volksmund. Jedes Verschenken oder gar Kaufen von Glückshufeisen verliert so seinen Nutzen. Sollte Ihnen dieser Gedanke Bauchschmerzen bereiten, sei es, weil Sie an jedem Silvester tonnenweise Hufeisen verschenken oder Glückhufeisenverkäufer sind – kein Problem. Gießen Sie Bier über ein glühend gemachtes, bereits von einem Pferd getragenen Hufeisen und genießen Sie den Trank. Das soll gegen die Bauchschmerzen helfen.