Zuschussverlage und dubiose Literaturagenten ziehen enttäuschten Autoren das Geld aus der Tasche. Einige Tipps, um schwarze Schafe zu erkennen.
Zehntausende Deutsche reichen jährlich ein Manuskript bei einem der großen, renommierten Publikumsverlage ein. Diese unaufgefordert eingesandten Manuskripte haben kaum eine Chance – höchstens jedes Tausendste wird gedruckt, und das ist schon eine reichlich optimistische Schätzung. Die restlichen werden, meist mit einem unpersönlichen Formbrief, abgelehnt.
Zurück bleiben Tausende enttäuschte Autoren – eine leichte Beute für Zuschussverlage und angebliche Literaturagenten, die mit Lobhudelei und unhaltbaren Versprechungen gekränkte Autorenseelen bauchpinseln und Autorengeldbeutel plündern.
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„Verlag sucht Autoren“ – Indizien, die Sie misstrauisch machen sollten
- Der Verlag oder die Agentur betont allzu vehement, dass neue Autoren gesucht werden, und schaltet dazu bezahlte Google-Werbungen. Das ist suspekt, denn kein renommierter Verlag hat es nötig, Autoren zu suchen, im Gegenteil – auf den Schreibtischen der Lektoren stapeln sich für gewöhnlich mehr Manuskripte, als diese bewältigen können.
- Auf der Website des Verlags oder der Agentur werden Sie aufgefordert, Ihr Manuskript einzusenden. Am besten das ganze und am besten gleich per Mail. Das ist bei den großen Publikumsverlagen unüblich – diese wünschen ein Exposé und eine maximal dreißigseitige Textprobe. Und zwar in den meisten Fällen ganz altmodisch als Papierausdruck.
- Der Verlag hat einen ausgesprochen wohlklingenden Namen, am besten mit Adelstitel und Mittelinitial. Alternativ tut es auch ein berühmter Schriftsteller im Namen oder ein Name, der dem eines renommierten Verlags ähnelt.
- Außer bunten Bildchen, netten Worten und hehren Versprechungen glänzt die Website durch Fehlen von Informationen. Einen namentlich genannten Ansprechpartner mit Adresse und Telefonnummer, ein vollständiges Impressum oder gar Referenzen suchen Sie vergeblich. Sind Referenzen vorhanden, sind sie veraltet. Die dort genannten Autoren sind Ihnen gänzlich unbekannt, deren Bücher im Handel nicht oder nicht mehr erhältlich.
- Beim Besuch der nächsten Buchhandlung finden Sie in den Regalen kein einziges Buch dieses Verlags.
Tricks, mit denen unseriöse Literaturagenturen arbeiten
Ein seriöser Literaturagent arbeitet ausschließlich auf Provisionsbasis (15 bis 30 Prozent; üblicherweise 20Prozent aller Einnahmen). Geld erhält er erst bei Abschluss eines Autorenvertrags; bis dahin arbeitet er auf eigenes Risiko. Dubiose Agenten versuchen, schon vor der Vermittlung eines Manuskripts Geld vom Autor zu bekommen.
Pauschalgebühren für die Prüfung des Manuskripts, kostenpflichtiges Lektorat, eine Vertragsgebühr oder ein „Unkostenbeitrag“ für die bei der Vermittlung anfallenden Telefon- und Portogebühren sind dabei die häufigsten Einnahmequellen. Oft sind es kleine Beträge, die vom einzelnen Autor gefordert werden – insgesamt kommen so oft stattliche Beträge für die Agentur zusammen.
Egal wie gering der Betrag sein mag: Bezahlen Sie ihn nicht. „Es gibt in der Zusammenarbeit zwischen Autor und Agent eine eiserne Regel: Geld fließt nur vom Agenten zum Autor, nie umgekehrt, egal, wie gut die Gründe dafür klingen mögen“, sagt Klaus Gröner von der Literaturagentur Erzählperspektive.
Beispiel für eine typische Rückmeldung eines unseriösen Verlags
So gut es tut, für sein Werk gelobt zu werden – seien Sie nicht zu leichtgläubig. Unseriöse Agenten und Verleger arbeiten mit der Eitelkeit von Autoren und schmieren ihnen verbal Honig um den Mund. Die typische Rückmeldung eines Zuschussverlags (die übrigens meist schon nach wenigen Tagen ins Haus flattert) sieht so aus:
- Ihr Werk wird hoch gelobt; seine Qualität mehrfach herausgestrichen. Zwei Absätze später wird auf das hohe Risiko und die prekäre Situation im Verlagswesen hingewiesen.
- Weil Ihr Werk aber Besseres als die Schublade verdient hat, wird Ihnen das großmütige Angebot gemacht, gegen eine geringe Kostenbeteiligung (bis zu fünfstellige Beträge) am „Partnermodell“ oder ähnlichem teilzunehmen.
- Ein Vertragsentwurf liegt gleich bei. Sie werden gebeten, ihn schnell zu unterschreiben, da die Plätze im Verlagsprogramm begrenzt sind und Sie die einmalige Chance auf eine Veröffentlichung verspielen, wenn Sie zögern.
- Für gewöhnlich ist eine beeindruckend lange Liste von Leistungen seitens des Verlags beigelegt. Das suggeriert, dass Sie etwas für Ihr Geld bekommen – und verschleiert, dass etliche Leistungen (Meldung im Verzeichnis lieferbarer Bücher, Pflichtexemplare an die Nationalbibliothek, etc.) Standardleistungen eines seriösen Verlags sind.
- Oft ist dem Schreiben ein bunter Hochglanzprospekt beigelegt, in dem Sie Ansichten des imposanten Verlagsgebäudes und ein Foto des Verlegers im Kreise seiner Familie (samt Golden Retriever) finden, und ein – ebenfalls hochglänzend buntes – „Referenzblatt“ mit dem Titel „Das sagen unsere Autoren über uns“. Die dort zitierten, durchwegs sehr zufriedenen Autoren (Handarbeitslehrerin Ilse K. und Pfarrer i. R. Erwin L.), sind Ihnen gänzlich unbekannt, deren Bücher auch.
Lassen Sie unbedingt die Finger von solchen Verlagen, denn Ihnen wird nicht nur das Geld aus der Tasche gezogen; Sie verbauen sich möglicherweise auch den Weg zu einer Publikation in einem anerkannten Verlag. Bücher, die in Zuschussverlagen erscheinen, werden praktisch nie in bedeutenden Zeitschriften rezensiert, finden selten den Weg in die Buchhandlung, und ihre Verfasser werden nicht wahr- und schon gar nicht ernstgenommen. Wenn Sie Ihr Buch unbedingt veröffentlichen möchten und bereit sind, dafür zu bezahlen, sind der Weg zur nächsten Buchdruckerei und -binderei, oder zu einem Print-on-demand-Anbieter meist weitaus günstiger.
Weitere Artikel zum Thema: Einige vermeidbare Fehler beim Einreichen von Manuskripten sind hier beschrieben. Sobald Sie Ihr Buch veröffentlicht haben, sollten Sie sich auch Gedanken zur Autoren-Selbstvermarktung machen: Rezensionen und Lesungen organisieren, Lesungen halten und Honorare festlegen, sind dann wichtige Punkte.